Mit Anfang des Jahres 2006 wurden alle Milizsoldaten informiert, dass es im Bereich der Miliz zu einer großen Umstrukturierung kommen wird. Alle bisherigen Milizverbände, die Jägerbataillone 37 und 38, sowie die Korpsartilleriebataillone 11 und 12 und das Aufklärungsbataillon 1 der selbständig strukturierten Miliz wurden aufgelöst und zu einem Milizverband – Jägerbataillon pro Bundesland bzw. Militärkommandobereich zusammengeführt.
In allen Bundesländern wurden daher diese Jägerbataillone mit dem jeweiligen Namen des Bundeslandes aufgestellt, mit Ausnahme von Wien, wo es zwei derartige Verbände gibt. Zusätzlich gibt es im Bereich der Logistik noch ein Transportbataillon, welches beim Versorgungsregimentes 1 und damit verbunden ebenfalls in der Steiermark beheimatet ist. Beim Jagdkommando wurde auch ein Milizverband aus der Taufe gehoben. Damit gibt es seit diesem Zeitpunkt der Überleitung 12 Milizverbände der selbständig strukturierten Miliz beim Österreichischen Bundesheer.
Im Laufe des Jahres wurde daher das Schlüsselpersonal für die Mobilmachung eingeteilt und alle Funktionen des Bataillons besetzt. Etwas schwieriger war es allerdings die Befüllung der einzelnen Funktionen in den Jägergruppen zu besetzen. Wurde doch anfänglich nicht die gesetzliche Regelung der Beorderung längerdienender Soldaten vollzogen. Aber auch diese Aufgabe konnte gemeistert werden, wodurch das Jägerbataillon Steiermark als erstes dieser Milizverbände voll aufgefüllt war.
Aufgabe des neu formierten Jägerbataillons ist die Verstärkung präsenter Kräfte bei längeren Einsätzen, die Bewachung militärischer und ziviler Infrastruktur, die Bewältigung von Katastropheneinsätzen sowie die Unterstützung der Präsenzorganisation bei der Aufbringung des Personalersatzes für Auslandseinsätze.
Als Mobsammelort und Moblager wurde die Landwehrkaserne St. Michael bestimmt. Am 22.05.2006 erfolgte in der Gablenzkaserne im Rahmen eines militärischen Festaktes die Bestellung von Obstlt Bernd Schlögl zum Kommandanten des Jägerbataillons Steiermark durch Herrn Bundesminister Günther Platter.
Die 1. Milizübung des neu formierten JgB ST erfolgte im Zeitraum 11.12. – 16.12.2006 in St. Michael. Ziel dieser Milizübung war einmal die Zusammenführung aller Milizsoldaten aus den Vorgängerverbänden sowie die Ausbildung für mögliche Einsatzaufgaben nach einer Mobilmachung.
Ausbildungsschwerpunkte waren der militärische Wach– und Sicherungsdienst, der sicherheitspolizeiliche Assistenzeinsatz zum Schutz von zivilen Objekten. Die Ausbildung in diesem Zusammenhang erfolgte daher gemeinsam mit der Polizei. Ein wesentliches Ausbildungsziel war auch das Scharfschießen der schweren Waffen (Panzerabwehrlenkwaffe, Panzerabwehrrohr und schwerer Granatwerfer) – Motto: Das Militär kann auch mehr als nur Wach-und Sicherungsdienst.
Es erfolgte bei dieser BWÜ auch die Bestellung der Kompaniekommandanten
Stabskompanie Hptm Mag. PETERNELL Gunter
1. Kompanie Olt Mag. SEIFTER Andreas
2. Kompanie Olt DI GREINER Helmut
3. Kompanie Olt Ing. Michael MELITZER
Geübt wurde aufgrund der Unterbringung des Bataillons in den Kasernen St. Michael, Leibnitz und Fehring, sowie bei nahegelegenen Schutzobjekten.
Bei dieser Übung wurde auch die Entscheidung über den Traditionsnamen getroffen und das Bataillonsabzeichen kreiert. Das Jägerbataillon Steiermark hat zusätzlich als Bezug zur Steiermark den Traditionsnamen „Erzherzog Johann“. Er war neben seinen vielen anderern hervorragenden Leistungen der „Erfinder der Landwehr“ – exakt 200 Jahre davor. Das Abzeichen zeigt daher Erzherzog Johann in seiner typischen Haltung mit zwei gekreuzten Schwertern. Als Hintergrund wurden die Farben der Landesfahne gewählt und am oberen Teil des Abzeichens befindet sich das Steirische Landeswappen.
Die 2. Milizübung erfolgte im Zeitraum 15.09.-20.09.2008, um die übungspflichtigen Milizsoldaten im sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz, in der Einsatzart Schutz und im Scharfschießen auszubilden und den Bataillonsstab in der Bearbeitung stabsdienstlicher Aufgaben zu schulen. Ab dieser Übung wurden unsere Übungen mit dem Namen Kreidfeuer bezeichnet. Die Übung und Unterbringung des gesamten Bataillons erfolgte am Truppenübungsplatz Seetaler Alpe. Im Rahmen dieser Übung erfolgte in Judenburg ein feierlicher Festakt mit der Partnerschaftsbegründung mit der Antenne Steiermark. Zuvor hat sich das Bataillon schon im Rahmen einer praktischen Vorführung präsentiert.
Am 28.08.2009 wurde mit unserem Partner der Antenne Steiermark auf dem Truppenübungsplatz Seetaler Alpe ein Partnerschaftstag durchgeführt. In Form einer Geräteausstellung und einem Partnerschaftsschießen.
Die 3. Milizübung erfolgte im Zeitraum 14.-19.06.2010 wieder aufgeteilt in der Landwehrkaserne St. Michael und dem Truppenübungsplatz Seetaler Alpe . Bei einer großangelegten Übung im Raum Südsteiermark wurden die Räume Strass, Laubegg, Wildon, Lebring, Obergralla und die EHJ Kaserne bezogen. Dabei wurden unterschiedliche Schutzobjekte bzw. Kraftwerke entlang der Mur bewacht. Zu dieser Übung ist auch Antenne Steiermark Reporter Moser eingerückt und hat täglich über seine Eindrücke bei den Milizsoldaten und unsere Arbeit als Soldat berichtet. Ein Höhepunkt dieser Übung war der gleichzeitige Besuch des Herrn damligen Bundespräsidenten, des jeweils damaligen Bundesministers und des Landeshauptmanns im Übungsgelände. Ein weiterer fordernder Höhepunkt war eine gemeinsame Abschlussübung mit der Sondereinsatzgruppe Cobra in der ehemaligen Hermannkaserne Leibnitz.
Nach drei erfolgreichen Übungen und der Konsolidierung des Bataillons hat Oberst Bernd Schlögl seine Funktion als Kommandant an den bisherigen Stellvertreter Oberstleutnant Michael Miggitsch übergeben.
Bei der 4. Milizübung im Zeitraum 26.03.-31.03.2012 erfolgte am ersten Tag die feierliche Kommandoübergabe an den neuen Kommandanten Oberstleutnant Michael Miggitsch. Zuvor erfolgte die Umrüstung aller Soldaten auf den neuen Kampfanzug 03. Fast 40 Jahre lang hat der Anzug 75 das Österreichische Bundesheer geprägt. Im Rahmen dieser Übung konnte nun auch hier eine wesentliche Qualitätsverbesserung im Rahmen der persönlichen Ausrüstung umgesetzt werden. Schwergewicht dieser Übung war das Scharfschießen mit allen Waffen einer verstärkten Jägerkompanie im Angriff im alpinen Gelände unter winterlichen Bedingungen im Rahmen des Verfahrens Schutz. Diese Herausforderung wurde einmal von der 2. Kompanie und einmal von der 3. Kompanie, jeweils mit Verstärkung der 1. Kompanie und der Stabskompanie, durchgeführt. Die Übung wurde auch durch zwei Hubschrauber unterstützt.
Bei der 5. Milizübung im Zeitraum 24.03.-29.03.2014 wurde nach Mobilmachung des Bataillons im Sammelort St. Michael in die Verfügungsräume Kirchner Kaserne, Hadik Kaserne, Erzherzog Johann Kaserne verlegt. Es erfolgte die Durchführung einer stationsweisen Ausbildung in den Themen Schutz von Objekten und Räumen, Kampf im urbanen Umfeld, sowie Schutz von Transporten im Raum Graz-Südsteiermark. Höhepunkt dieser Milizübung war der Schutz eines Transportes mit bis zu 60 Fahrzeugen mit einer taktischen Aufgabe durch die Südsteiermark. Den Abschluss bildete eine Bataillonsaufgabe am Garnisonsübungsplatz Pöls, bei der es erforderlich war einen Gegenangriff im Bataillonsrahmen durchzuführen. Auch bei dieser Übung gab es hohen Besuch, Generalstabschef General Mag. Othmar Commenda, der Kommandant der Streitkräfte Generalleutnant Mag. Franz Reissner und Herr Bundesminister Mag. Gerald Klug und Militärkommandant Brigadier Mag. Heinz Zöllner machten sich selbst ein Bild und überzeugten sich von den Leistungen der Soldaten.
Unsere 6. Milizübung im Zeitraum 29.08.-04.09.2016 wurde im Rahmen der Airpower 16 durchgeführt. Aufgrund von sicherheitsrelevanten Vorkommnissen vor dieser Großveranstaltung erhielt das Jägerbataillon Steiermark den Auftrag, eine lückenlose Kontrolle aller Zuseher und die Überwachung des Angeländes durchzuführen. Zur Vorbereitung dieser Aufgabe erfolgte eine intensive Schulung durch die Militärstreife zur Durchführung der Personenkontrolle. Von unseren Soldaten wurden an den beiden Veranstaltungstagen ca. 300.000 Besucher ohne Vorkommnisse kontrolliert. Das Verhalten aller Soldaten war vorbildlich. Erstmals wurde beim Österreichischen Bundesheer ein Milizverband geschlossen für einen militärischen Auftrag eingesetzt.
Der Milizbeauftragte des Österreichischen Bundesheeres, Brigadier Mag. Erwin Hameseder, Militärkommandant Brigadier Mag. Heinz Zöllner, der Kommandant der Streitkräfte und des Generalstabschef haben sich davon persönlich überzeugt und allen Soldaten Dank und Anerkennung ausgesprochen.
In diesen 10 Jahren wurde das Bataillon bei den durchgeführten Übungen und zuletzt bei der Einsatzverwendung sehr gefestigt und braucht zu präsenten Verbänden keinen Vergleich scheuen.